Gutenberg Marathon Mainz 2007

Bericht von Bernd

Marathon – reine Kopfsache?

..tja, was soll ich sagen, da hat man nun 10 entbehrungsreiche Wochen des erbarmungslosen, aufopferungsvollen Trainings hinter sich. -Klar, es ist nicht der erste Marathon (man hat ja Erfahrung, läuft nicht einfach so - ohne Plan -….) am Tag vor dem großen Ereignis liegt man dann so nichtsahnend, „carboloadend“ mit einer Tüte Chips, Gummibärchen, Schokolade und allem was einen fröhlich stimmt bei einer Kohlenhydratmast auf der Couch, blättert doch mal eben noch kurz die umfangreiche Literatur, welche man über Jahre zur Vorbereitung kopiert oder von netten, am eigenen Leid Anteil nehmenden, Menschen zugetragen bekam durch. Mehr um sich zum Abschluss selbst die Bestätigung zu geben, dass man alles richtig gemacht, und der kommende Tag nur von Erfolg gekrönt werden wird. ….–Ach ja, der gute Herbert Steffny, der Strunz, …da iss ja auch noch was vom Herrn Greif, das hat man in vergangenen Jahren eigentlich nie richtig gelesen, weil doch zu hart und überhaupt, man will ja nicht den Mann auf dem Fahrrad da vorne überholen. -Was schreibt der noch mal? Glykogen speichern, Glucose , Depots füllen, jajaja, immer das selbe hochwissenschaftliche Läuferexperten-Gelaber, hab den Eindruck da schreibt einer vom anderen ab.

…„der Fahrplan für den Marathontag: ….3 Stunden vorher aufstehen“, gäähhn! ein Glas Saft“, o.k. „gewohntes Frühstück zubereiten“, was heißt das noch mal für Herrn Greif??? „Wenn sie jetzt nichts falsch machen wollen…“ (Anm.: und das will! ja ganz sicher kein Läufer)

“…2 Stunden vor dem Start einen Beutel Ultra-Starter……enthält alles was Sie vor dem Rennen benötigen, außer L-Carnitin. … bevorzugte laut Dr. Wolfgang Feil, Jan Ulrich während der Tour de France 2003.“ –Soso, das kann ja mal nicht schlecht für die Form sein, wenn der Jan das auch geschluckt hat. Also…“ zu diesem Zeitpunkt nehmen Sie auch 2 g L-Carnitin, laufen Sie über 3 Stunden, nehmen Sie noch ein weiteres Gramm 1 Stunde vor dem Start (woher weiß ich das denn was ich laufen werde?)…..Dazu einen halben Teelöffel Guarana-Pulver …..Wenn Sie dann aber noch koffeinhaltige Getränke zu sich nehmen, könnten Sie die Dopingbestimmungen verletzen.“ (Anm.: und das will ja schließlich auch kein Läufer!)

1 Stunde vor dem Start noch einmal einen halben Teelöffel Guarana und das gleich noch ein weiteres Mal 15 bis 20 min. vor dem Start mit dem letzten Getränk.“ –Prost!

15 bis 20 min. vor dem Start trinken Sie einen halben Liter Wasser …versetzt mit 1 g Ultra-Buffer“. Soso, -und jetzt??? Mal ganz abgesehen davon, dass nach meinen neuesten Erkenntnissen aus den Ernährungstipps der Experten das riesige Omelett gestern in der Kantine sicher nicht der Bringer war. Ob das noch was werden kann, ohne all die Feinheiten aus Greifs Küche??? - Noch einmal kommt das richtig schlechte Gewissen hoch –letzten Samstag, die Tropical Sound Party in der Sporthalle, zugegeben, war ´ne tolle Leistung meinerseits – bis morgens um halb sechs durchgehalten, ausreichend hydriert hab ich da schließlich auch noch. Ob´s auch immer die richtigen Getränke waren? Wer soll da nach dem fünften Bier noch den Überblick behalten, und die ganzen süßen Cocktails. Hatte schon ab und an den Eindruck als ob da jemand was alkoholisches untergemischt haben könnte. Die beiden Folgetage ließen in mir die Gewissheit wachsen ich hätte mir quasi zum Trainingsabschluss an der Tropical die ganze Form weggeblasen.

-Was tun, kein Guarana, kein L-Carnitin, nicht mal Ultra-Starter, geschweige denn Ultra-Buffer oder wenigstens ein bisschen Eiweiß, nix von alldem zuhause. Da war doch diese Packung Magnesium, Ablaufdatum Januar 2005. Aber schließlich hat man sich angemeldet. - Also Tasche packen, Wecker stellen, und nur nicht kneifen!

 

Und, wie war’s??? - Wie jedes Jahr, - schöööön – viel zu spät von zuhause losgefahren (man will ja ausgeschlafen sein am Marathontag, und bis Tochter und Mutter die Kleiderkämpfe ausgetragen haben…), in Mainz alles schon längst abgesperrt, Parkhaus weit abseits, 2 Minuten vor Toresschluss die Startunterlagen abgeholt, ,. Die Schuhe nicht richtig verschnürt, und dann direkt in den Startblock, gleich neben zu den „schwarzen Keninanern eingereiht, da fühlt man sich wohl. Der Startschuss fällt und damit auch deine Vernunftschwelle ins Bodenlose. Die ersten 4 bis 5 km ohne nachzudenken, man quatscht blöd mit dem ein oder anderen Bekannten, hallo hier, hallo da, was willst Du laufen? Dabei wird die Zeit vergessen, erstmal nicht so wichtig, Hauptsache wenigsten am Anfang Spaß gehabt! Der „Spaß“ spielt sich dann so etwa im 4:00 er Schnitt ab. Nach 6 km endlich den Schritt einjustiert, immer noch etwas zu schnell, aber egal. Bis km 28 lächeln, Kidi’s abklatschen, Frauen abscannen, die jungen Mädels anstrahlen, -immer recht locker wirken natürlich! Ab km 35 dann steigt so langsam der Schmerz hoch, der innere Schweinehund bellt nur noch so vom Aufhören, ab km 38 Laufen bis einem die letzte Muskelfaser zerreißen will, der ganze Körper schmerzt (Marathon ist wie eine Geburt, wenigstens kein Blut im Schuh, keine blaue Zehen und wunden Stellen). Die Höllenqualen durchstehen, nur noch ankommen will ich, wenn’s irgendwie geht ohne komatös ins Trudeln zu geraten, die Haltung bewahren und auch auf den letzten Metern das schmerzverzerrte Gesicht wie ein Lächeln wirken zu lassen; schnell die Salzkrusten vom Gesicht wischen, fürs Zielfoto. Dann endlich der Zielbogen, ein Schritt über die Linie und – STEHT! BIS HIERHIN UND KEINEN SCHRITT WEITER! Im Kopf der Gedanke „NIE WIEDER MARATHON“, - nach aussen „GEIL WAR’S“ und Strahlemann. Aber schöööön war`s, -hinterher eben! ….wie all das im Leben was man so verflucht wenn man drinsteckt und das Ende herbeisehnt.

Froh dass es mal wieder vorbei ist, bis nach 2 Tagen alle Qual in Vergessenheit gerät, und im Winter der nächste Marathon geplant wird – eben reine Kopfsache so ein Marathon!!!

Die Zeiten einzeln aufgeschlüsselt:

1. HM 1:31:47
2. HM 1:39:43
6,3 km 26:15
16,9 km 1:13:41
33,7 km 2:30:29
Endzeit 3:11:27
Schnitt 4:32
 

Vorher, da fühlt man sich zuhause

hinterher, da fühlt man(n) sich wohl*

* PS.: die Dame in rot hab ich beim duschen wieder getroffen, hatte ein wohlriechendes Duschgel (nicht weitersagen!)

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