RheinEnergie Marathon in Bonn 

Bericht von Heinz Schuh

Zu einem Marathon gehört bekanntlich die Marathonvorbereitung. Und die lief bei mir doch etwas durchwachsen ab. Im Januar, ich wollte viele Kilometer machen, musste ich zweieinhalb Wochen wegen meiner Bandscheibe pausieren. Eine Woche Infusionen brachten mich dann wieder auf die Beine.

Nach der 4. Vorbereitungswoche (Halbmarathon in Sbr. in 1:25) dachte ich schon, dass es das gewesen sei. Eine Woche Pause wegen der Bandscheibe. Mit neuem Mut und gedämpften Schuhen wurde dann noch mal 3 Wochen hart trainiert, natürlich mit den Gedanken an Übertraining, Bandscheibe etc.

So bin ich dann am Samstag mit Geli, meiner strengen Trainerin, nach Bonn und von Optimismus war keine Spur. Ich hab mir selbst so 10% Chancen ausgerechnet. Beim Abendessen war ich schon so durch den Wind, dass ich zum Pizzaessen Gabel und Löffel in der Hand hatte bis Geli mich zur Vernunft rief.

Beim Frühstück um 6:30 Uhr ging's dann damit weiter, dass ich mir den Tee selbst kochen wollte; wurde natürlich gebracht. Ein Taiwanese bat mich um ein Foto mit ihm zusammen. Er dachte, ich sei ein Tour de France Fahrer. Er hatte mich erkannt, weil ich, Originalton, so professionell aussah.

OK dann verstauten wir unsere Reisetaschen im Auto und gingen gemütlich zum Startbereich.

Dort angekommen hab ich meine 2 Wasserflaschen vermisst. Die waren im Auto (Bild Marathonzelt). Also noch mal zurück die Flaschen holen. Dann war noch Zeit für 1 km warmlaufen und die 3 Stunden- Zug- und Bremsläufer suchen. Dann musste ich noch mal und hab mich nicht mehr aus dem Startbereich getraut. Mit den Nerven am Ende. Um mich herum nur Cracks mit Sonnenbrille, spanisch, russisch und 15 m weiter vorne die Kenianer. Zwar heimlich stolz, dass ich hier dabeistehe aber gedacht, dass ich doch nicht dort hingehöre.

Vom Start weg die ersten 2 km knapp unter 4:30, zu langsam aber ich wusste, dass das nichts macht. Dann bis km 5 auf 4:16 Tempo erhöht und die Beine waren schwer. Die ersten Gedanken, wielange kannst du das Tempo halten, 20 km oder 30 km. Bei km 9 gings dann an die Rheinpromenade und bei km 10 mit 42:29 durch, genau im Schnitt und die Beine waren plötzlich locker. Die Zugläufer machten einen guten Job und ich immer schön im Windschatten; nur nichts unnötig falsch machen.

Bis km 21 ging es gegen den Wind und bei 22 sagt mir ein Mitläufer, dass es jetzt zurückgeht, Sonne und Wind im Rücken. Das war Balsam für die Seele; dafür gings dann gleich mal wieder leicht bergan. Von wegen topfflache Strecke, ständig leicht bergan oder bergab. Da ich unterwegs meine 2 Powergel und zweimal Salztabletten gegen die üblichen Krämpfe jenseits von km 35 einnehmen musste gabs jedes Mal Gedränge an den Wasserstellen. Das war vielleicht auch das einzige Manko der Veranstaltung, dass die Wasserstellen immer nur auf einer Seite standen. Irgendwo zwischen km 20 und 30 liefen wir dann an Joye Kelly vorbei, der Fahrradbegleitung hatte und von vorausfahrendem Motorrad aus gefilmt wurde.

Der Zehner von 21 bis 30 war dann der schnellste mit 41:51 min. und die Gedanken beschäftigten sich so langsam damit, ob die Beine halten. Die Zugläufer ließen Getränkeflaschen rundgehn und das tat gut, ohne Anstrengung mal ne Erfrischung. Nach einer längeren Bodenwelle hab ich dann den Zugläufer gefragt, ob noch eine Steigung kommt. Der ging nicht darauf ein und meinte, wenn ich mich gut fühle, könne ich jetzt gehen. Ich hab mich schlecht gefühlt und bin trotzdem so bei km 35 an der Getränkestelle vorgelaufen, um mich aus dem Gedränge rauszuhalten. Dann gings wieder über ne Brücke recht stramm hoch und die hab ich schnell genommen und mich ab da nicht mehr nach der Gruppe 3- Stundenläufer umgeschaut. Ein km-Split von 4:05 war die Folge.

Ab jetzt gings richtig los. Die Beine taten weh, die Hinterbacken noch weher und die Schultern verkrampften. Bei km 38 war mein Gedanke noch 2 mal die Sandkaul und wenn du jetzt Krämpfe bekommst, braucht deine Trainerin wenigstens nicht mehr allzu lange über die Zeit auf dich zu warten. Ab km 35 war ich nur noch am überholen, jeweils so im Abstand von 30- 40 Metern kamen mir die Jungs entgegen. Im Ziel waren 53 Läufer hinter mir, die bei Halbmarathon noch vor mir lagen. Dann half mir wieder mein Trainingsplan und der Gedanke daran, dass ich die 35er mit Endbeschleunigung auch durchgezogen hatte. Denn jetzt wurde es ziemlich heftig. Km 41 wollte überhaupt nicht mehr kommen. Bis 39 Split 4:15, km 40 dann 4:23 und km 41 noch 4:27. Kurzer Blick zurück, ob die 3 Stundenläufer kommen; 50m hinter mir niemanden gesehen und schon gings in die Fußgängerzone und ich wusste, dass ich das Ding nach hause laufe. Kurz vor dem Ziel noch mal Anfeuerung und Peitsche meiner Trainerin und schon gings um ne Linkskurve zum Zieleinlauf über roten Teppich, Tribüne und mächtig Tamtam. Ich war so glücklich, dass ich vergaß, meine Uhr zu stoppen.

   

2:58:25 mehr wollte ich nicht und mehr muss es nun auch nicht mehr sein. Danke noch an alle, die mit mir trainiert und an mich gedacht haben. Hat mir doch geholfen, einen kleinen Rest von Nerven zu behalten und letztendlich alles richtig zu machen.

Jetzt gibt’s Kuchen, Schokolade, Wein, Bier, Cremant …..

Gruß Heinz